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OÖNachrichten, 04. April 2014 |
Von Karin Schütze |
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Seelenwanderer Jonas Kaufmann
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Tenor Jonas Kaufmann begibt sich mit Franz Schuberts Liederzyklus auf eine
"Winterreise".
Der Frühling mit seinen lebenserweckenden Kräften
bleibt für ihn nur ein Traum – für den einsamen Wanderer, den Franz Schubert
auf seine zeitlose seelische "Winterreise" schickt. Tenor Jonas Kaufmann und
Helmut Deutsch, Weggefährte am Flügel, folgen nun seinem beklemmenden Weg
durch erstarrte Seelenwelten in 24 Stationen des berühmten Liederzyklus nach
Texten von Wilhelm Müller. Vom schmerzlichen Abschied von der Geliebten,
dessen Beweggründe unklar bleiben – sprach doch das Mädchen "von Liebe, die
Mutter gar von Eh’" – bis zur letzten Begegnung mit dem alten Leiermann.
Man kennt den Operntenor Jonas Kaufmann mit seinem betörend kraftvollen
Stimmvolumen, das auch in der "Winterreise" an passender Stelle immer wieder
dramatisch aufwallend durchbricht und Momente packender Expressivität
entstehen lässt. Doch auch die Intimität des Liedes vermag Jonas Kaufmann
nicht nur glaubhaft zu vermitteln. Zutiefts berührend legt er seelischen
Schmerz offen, macht Isolation und seelische Erstarrung des Wanderers in
vielen Farben und Nuancen spürbar. Pianist Helmut Deutsch lässt dazu Tränen
von den Tasten perlen.
Eine Straße muss der Wandersmann gehen, "die
noch keiner ging zurück", die ihn unerbittlich auf einen Totenacker führt.
Und an der schlussendlich der Leiermann auf ihn zu warten scheint, mit
seinen Liedern aus einer anderen Welt.
Tipp: Mit Gustav Mahlers
Liedern eines fahrenden Gesellen ist Jonas Kaufmann am 5. Mai im Linzer
Brucknerhaus zu Gast.
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