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dpa, 1. Mai 2011 |
dpa-Korrespondent |
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Der deutsche Tenor Jonas Kaufmann bezaubert New York
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Wagner in den USA zu spielen, ist immer ein Balanceakt. Erst recht in New
York, wo die Musikszene jüdisch geprägt ist. Doch ein junger Deutscher
feiert jetzt an der Met als Siegmund Erfolge - und die New Yorker lieben
ihn.
New York (dpa) - Manche Künstler haben die New Yorker gern.
Manche mag das Publikum in der Weltstadt sogar sehr. Und manche lieben sie.
Jonas Kaufmann gehört dazu. Der junge Deutsche singt derzeit an der
Metropolitan Opera die Rolle des Siegmund in Richard Wagners «Walküre» - und
feiert rauschende Erfolge.
«Die Met ist das Eldorado eines jeden
Sängers. Das ganze Studium träumt man davon - und jetzt ist es wahr», sagt
der 41-Jährige. Als Kind hörte er Übertragungen aus der legendären New
Yorker Oper im Radio, jetzt werden die Stücke weltweit in die Kinos
übertragen - mit Kaufmann. Der ist stolz, dabei zu sein: «Die Met hatte
immer einen ganz besonderen Ruf. Und den hat sie, weltweit, zu recht.»
Dabei ist Kaufmann an der Met kein Unbekannter. 2006 hatte er hier sein
Debüt in «La Traviata», und im vergangenen Jahr verhalf er der neu
inszenierten «Tosca» zum Erfolg, die zuvor beim Publikum durchgefallen war.
«Wir haben dann einfach ein bisschen etwas geändert und dabei einen
Riesenspaß gehabt. Aber wir hatten keine Ahnung, ob das beim Publikum
ankommt.» Es kam an: Der zweite Anlauf sei endlich die Premiere, auf die man
gewartet habe, schrieb die «New York Times» - und Kaufmann hatte seine
Fußspuren hinterlassen.
Jetzt ist er selbst der Star. Zwar ist auf
den Plakaten zur «Walküre» der walisische Weltklasse-Tenor Bryn Terfel zu
sehen, der die Met schon seit 17 Jahren kennt. Doch die besseren Kritiken
hat der Deutsche: «Das Publikum hat sich in Mr. Kaufmann verliebt», schrieb
die «Times» nach der rauschenden Premiere des Fünf-Stunden-Stücks.
«Gutaussehend und grüblerisch verkörpert er all den Heldenmut und die
Selbstzweifel des entwurzelten Halbgottes. Seine dunkle, strukturierte und
kräftige Stimme hat die ideale germanische Färbung für diese Musik.» Er sei
ein wahrer Tenor, meint die «New York Times»: «Er hatte einen großen Abend.»
«Natürlich ist es ein tolles Gefühl, wenn nach dem ersten Akt alle
aufspringen und stehend applaudieren», sagt Kaufmann. Das New Yorker
Publikum sei zwar sehr kritisch, aber eben auch begeisterungsfähig. «Jeder
hat hier die gleiche Chance, egal, ob man als Star mit großartiger
Lebensleistung oder als Neuling auf die Bühne kommt: Wenn die Leistung
stimmt, sind die Amerikaner großzügig.» Zuweilen werden sie sogar
frenetisch. «An der Westküste hat man dann den Eindruck, man ist auf einem
Popkonzert. Das sind Szenen, von denen man in Europa sagen würde, dass sich
das bei Klassischer Musik nicht gehört.»
Dabei ist gerade Wagner in
der Stadt, deren Musikszene von jüdischen Künstlern, Organisatoren, Spendern
und Opernbesuchern geprägt ist, alles andere als einfach. Kurt Masur hatte
sich bei den Philharmonikern nebenan in der Avery Fisher Hall schon Kritik
anhören müssen, als er Bachs Matthäuspassion spielen wollte. Als er dann
Mitte April «Les Préludes» von Franz Liszt spielte - einst die
Erkennungsmelodie der Nazi-Wochenschau - sagte eine jüdische
Konzertbesucherin, Liszt sei in Ordnung: «Aber zu Wagner würde ich nie
gehen. Denn der war wirklich Nazi.»
«Ich habe mich oft mit diesem
Thema beschäftigt», sagt Kaufmann. «Aber man sollte das Werk vom Komponisten
trennen können.» Wegen Wagner habe er in New York noch keine Animositäten
erlebt. «Aber man spürt hier immer wieder, was es bedeutet, in Deutschland
geboren zu sein und diese Verantwortung zu tragen. Bei der Generation, die
das Grauen miterlebt hat, habe ich aber auch jedes Verständnis dafür.»
Kaufmanns Terminkalender ist voll, selbst für die Spielzeit 2016/2017
hat er schon Engagements. Da fällt es ihm und seiner Frau, der
Mezzosopranistin Margarete Joswig, manchmal nicht leicht, Zeit für die drei
Kinder zu haben. Das Leben zu Hause wird zuweilen durch die innerfamiliäre
Demokratie bestimmt: «Bei der Wahl der Musik werden wir mitunter
überstimmt», sagt Kaufmann seufzend, «da kommt dann schon mal Lady Gaga aus
dem Familienradio». |
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