Musik.Woche, 18. Oktober 2010
 
Gottschalk kämpfte um Nicht-Klassikhörer 
Die Show für den Echo Klassik hat die Grenzen des Genres gesprengt: Thomas Gottschalk präsentierte die Verleihung als Unterhaltungssendung.

Bei der ZDF-Übertragung der Preisverleihung "Echo der Stars 2010" stand neben der klassischen Musik vor allem Moderator Thomas Gottschalk im Mittelpunkt. Sein Auftrag: Nicht-Klassikhörer in die Welt der Klassik zu locken oder ihnen zumindest das Wegzappen zu erschweren. Er hat diese Aufgabe redlich erfüllt.

Klassik kann auch unterhaltsam sein. So lautete anscheinend die These, die es zu beweisen galt. Und so bekam das Publikum eine Unterhaltungssendung à la Gottschalk serviert, mal mehr, mal weniger lustig. Und immer mal wieder stand der Crossover-Gedanke - oder altmodischer ausgedrückt: der Brückenschlag zwischen Klassik- und Popwelt - im Raum. So spielte David Garrett nach einem Serenadenhäppchen von Franz Schubert die fetzige James-Bond-Nummer "Live And Let Die" von Paul McCartney und Wings; Sting durfte seinen Police-Oldie "Every Little Thing She Does Is Magic" zum besten geben; Gottschalk betonte, wann immer es sich anbot, dass Klassik doch genauso unterhaltsam sein könne wie Pop oder Rock. Man müsse halt mal dran bleiben und die Sache auf sich einwirken lassen. Oder so.

Dass er natürlich recht hat, bewiesen zum Beispiel das Duo Angelika Kirchschlager und Christiane Karg, begleitet von Helmut Deutsch am Klavier, mit dem Lied "Wenn ich ein Vöglein wär" von Robert Schumann oder Jonas Kaufmann mit einer glanzvollen, starken Partie aus "L'Arlesiana" von Francesco Cilea. Auch der Chopin-Walzer der beiden jungen Pianistinnen Olga Scheps und Alice Sara Ott war interessant zu hören, und die Pianistin Hélène Grimaud, die zusammen mit Martin Stadtfeld die Laudatio auf die Scheps und Ott gehalten hatte, lieferte wie gewohnt eine hervorragende Vorstellung ab.

Pianist Lang Lang fackelte mal wieder ein virtuoses Tastenfeuerwerk ab und ließ sich von Gottschalk dazu animieren, die Deutschlandhymne zu spielen. Schland o Schland ...

Bryn Terfel und Juan Diego Flórez traten leider entgegen der Vorankündigung nicht auf. Letzterer konnte sich, wie man hörte, wegen einer heftigen Erkältung den Flug von Chile nach Deutschland nicht zumuten.






 
 
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