Die Presse, 31.03.2010
APA
Jonas Kaufmann: Opern-Publikum stirbt nicht aus
Klassische Musik habe "Kraft wie sie kaum ein modernes, populäres Stück haben kann", meint der Star-Tenor. Er glaubt, Menschen würden ab einem gewissen Alter eine Leidenschaft für Oper entwickeln.
Star-Tenor Jonas Kaufmann glaubt nicht, dass das Opernpublikum aussterben könnte. "Den jungen Leuten, die heute sagen, sie hätten keine Lust auf Oper, sage ich: Ja, warte mal 30 Jahre ab", sagte Kaufmann im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur in München. Wenn sie später Geld und Zeit genug hätten, fänden sie auch den Weg in die Oper, ist sich Kaufmann sicher.

Trotzdem sei es bedauerlich, dass viele junge Menschen wenig Zugang zu klassischer Musik haben, betonte der Star-Tenor, der am Samstag bei den Osterfestspielen in Salzburg zu sehen war und heuer erstmals bei den Wagner-Festspielen auf dem Grünen Hügel in Bayreuth auf der Bühne stehen wird.

Musik im Pop nicht emotional

"Nach wie vor hat diese Form der Musik eine Kraft wie sie kaum ein modernes, populäres Stück haben kann", sagte der 40-Jährige. "Wenn ich einen Popsong nehme, der vor zwanzig Jahren geschrieben wurde, dann gibt es - mit ganz ganz wenigen Ausnahmen - heute nur dann eine emotionale Note dabei, weil es einen an etwas Bestimmtes erinnert", erläuterte er. "Die Musik selber ist es in den allermeisten Fällen leider nicht."

In der Oper sei das anders: "Die Leute heulen Rotz und Wasser" - allein durch die Musik. Auch wegen dieser großen Gefühle, die klassische Musik auslösen könne, sei es wichtig, Kinder und Jugendliche frühzeitig damit in Berührung zu bringen.

In Schulen heranbilden

Es reiche nicht aus, Schauspiel- und Konzerthäuser zu subventionieren. "Wenn ich Geld gebe, um Aufführungen zu unterstützen, aber kein neues Publikum durch ausreichenden Musikunterricht in den Schulen heranbilde, wie kann denn das funktionieren?", fragte Kaufmann.
Foto: Reuters
(Entführung aus dem Serail, Salzburg 2003)






 
 
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