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Potsdamer Neueste Nachrichten, 24. Juli 2010 |
Ulrich Amling |
Eine Biografie über den Tenor Jonas Kaufmann
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Worauf er sich besonders
freut: Bayreuth |
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„Ein Weltklasse-Tenor, made in Germany“, so wird
Jonas Kaufmann gerne betitelt, und zieht man einen Vergleich mit großen
Kollegen heran, so fällt eigentlich nur der eine Name: Domingo. Diese
baritonale Grundierung, diese Vielfältigkeit, diese Ausstrahlung. Am Sonntag
singt Kaufmann die Titelrolle im neuen Bayreuther „Lohengrin“, ein Superstar
ist er spätestens seit seinem Debüt an der Met 2006. Da riss er in „La
Traviata“ das verwöhnte New Yorker Publikum von den Sitzen, mit seinem
Aussehen, mit seiner Stimme. „Brangelina sings“, urteilt das New York
Magazine über seinen Auftritt an der Seite Angela Gheorgius – überlebensgroß
wie das Hollywood-Traumpaar Brad Pitt und Angelina Jolie.
Dabei wäre zehn Jahre zuvor beinahe alles vorbei gewesen, bevor es überhaupt
begonnen hatte, wie Thomas Voigt in seiner gerade erschienenen
Kaufmann-Biografie eindringlich beschreibt. 1969 in München-Bogenhausen
geboren, wächst Kaufmann in eine Familie von lebenslustigen Musiklaien
hinein. Der Opa schmettert am Klavier Wagner-Opern, man reist nach Italien
und bringt sich die Sprache selber bei, Jonas singt sich in den Extrachor
des Gärtnerplatz-Theaters.
Er gilt als „übermütiger, anarchistischer Charakter mit großem
Unterhaltungswert und schneller Auffassungsgabe, der sich ebenso ungezwungen
wie ungehemmt bewegt“. Und auch das Gesangsstudium absolviert er als
„lässiger Luftikus“, wie sich sein ehemaliger Lehrer und jetziger
Klavierpartner Helmut Deutsch erinnert.
La dolce vita zwischen Muggen und Wurzen – musikalischen Gelegenheitsjobs
und Minirollen an der Oper – hat ihr abruptes Ende, als Kaufmann ans
Staatstheater Saarbrücken engagiert wird. Stress und falsche Rollen treiben
den damals noch leichten lyrischen Tenor in eine Stimm- und Lebenskrise. Aus
beiden geht er gestärkt hervor: Mit Michael Rhodes findet er den Lehrer
seines Vertrauens, der seine verklemmte, künstlich klein gehaltene Stimme
befreit. Und Kaufmann lernt eine Kollegin kennen, die die Liebe seines
Lebens wird: Margarete Joswig. Inzwischen hat das Paar drei Kinder. Die
Interviews mit ihm und seiner Frau, die ihre Opernkarriere aufgegeben hat,
geben der Biografie einen realistischen Grundton.
„Don’t forget the Met“-Zettelchen hatten bei Michael Rhodes immer in
Reichweite des Flügels gelegen. Als es dann so weit ist, stillt Margarete
Joswig zu Hause das dritte Kind und hört den New Yorker Triumph ihres Mannes
am Küchenradio. „Ich kenne keinen Sänger, bei dem es ohne Weiteres möglich
wäre, dass er heute den Don José in ,Carmen’ singt und am nächsten Abend den
Ferrando in ,Così fan tutte’, den ,Tosca’-Cavaradossi oder Parsifal“, fasst
Zürichs Opernintendant Alexander Pereira die Qualitäten Kaufmanns zusammen.
Flexibel und geschmeidig bleibe dadurch seine Stimme, womöglich so lange wie
bei Domingo – das wünscht ihm in dieser luftigen, aber nicht peinlichen
Biografie jeder. |
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