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Merkur, 18.02.14
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Markus Thiel |
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Der Wilderer |
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Jonas Kaufmann legt eine Einspielung von Franz Schuberts „Winterreise“ vor In Nummer 19 passiert’s, da ist der todbringende Leiermann des letzten Lieds nicht mehr weit.
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Nicht
nur in der Oper, auch im Lied will sich Star-Tenor Jonas Kaufmann beweisen.
Auf einmal erkennt man Jonas Kaufmann kaum wieder. Ganz natürlich klingt da
die Stimme, viel weniger verfärbt als sonst, auch nicht so kehlig verpresst.
Und „Täuschung“, der Titel, bei dem diese wundersame Wandlung geschieht,
bekommt da eine recht doppeldeutige Wendung.
Müssen Opernstars Lieder
singen? Natürlich nicht. Aber es passt eben ganz gut zur Karriere: Nicht nur
für die große, bühnenbedingt meist äußerlichen Emotion will man Applaus,
sondern auch für die kleine, feine, mit Intellektuellen-Image behaftete
Form. Ein paar Mal schon hat Kaufmann in München Liederabende gegeben und im
Sommer 2012, bei den Opernfestspielen, auch die „Winterreise“ gewagt. Die
gerade erschienene CD mit diesem Schubert-Zyklus wird im großen Stil
beworben – und mehr als garniert mit einer internationalen Tournee.
Am Klavier, wie eigentlich immer bei Kaufmann: Helmut Deutsch. Und von dem,
so hört man auf dieser Silberscheibe, kommen eigentlich mehr Impulse,
Inhalte und doppelte Böden als vom Star. Doch das ist eher der
jahrzehntelangen Erfahrung des Pianisten geschuldet. Mögen Lied-Fans die
Unternehmung kritisch beäugen: Kaufmann gelingt vieles. Erstaunlich ist
sogar, wie er mit der Linienzeichnung der Miniaturen zurechtkommt. Bedingt
durch seinen eigentümlichen Stimmsitz in Mandel-Nähe muss ja Kaufmann immer
mehr Kraft aufwenden, als eigentlich notwendig wäre. Es ist erstaunlich, wie
genau er ist, wie oft er seinen Tenor dimmt und sich selten (dankbare)
Ausbrüche gestattet.
Dass es nie zu einer guten Mezzavoce, zum
entspannten Gestalten auf dem Atem kommt, wird beim Lied noch vergrößert.
Manche Stücke sind in relativ tiefer Lage gesungen, dort wo Kaufmann im
Leisen die bessere Betriebstemperatur erreicht. Doch solche
Transponierungs-Tricks haben auch andere drauf. Jonas Kaufmann, das zeigt
diese CD, hat schon einiges zu sagen zur „Winterreise“. Mehr als ein Wildern
im Liedfach ist sie freilich nicht. Und mehr von der „Täuschung“ würde
künftigen Vorhaben gut stehen.
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