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Neue Westfälische, 15.02.2013 |
ANKE GROENEWOLD |
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Wagner gewagt und gewonnen |
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Jonas Kaufmanns neue CD |
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Düster
blickt Jonas Kaufmann vom Cover seiner neuen CD. Oder besser: selbstbewusst.
Dazu hat er allen Grund, denn sein heute in den Handel kommendes
Wagner-Album ist ein Meilenstein seiner Karriere. Der 43-Jährige scheut
nicht das Wagnis - weder beim Singen noch bei der Auswahl der Stücke. Die
Romerzählung aus "Tannhäuser" habe ihm anfangs Sorge bereitet, gibt er zu.
Gerade sie ist aber der elektrisierende Höhepunkt des Albums: präzise vom
Wort her gestaltet, feinsinnig expressiv, farbenreich, bezwingend.
Selbstbewusst singt er auch die fünf Wesendonck-Lieder, die Wagner für eine
Frauenstimme vorgesehen hat. Warum nicht. Allerdings ist Liedgesang die
Königsdisziplin. Keine Frage, der Tenor mit der baritonalen Stimmfärbung
zeigt sich als sensibler Sänger. Dennoch wirken seine Interpretationen eine
Spur zu glatt. Die "Gralserzählung" aus "Lohengrin", die schon auf seinem
Album "Sehnsucht" zu finden ist, singt er mit der zweiten Strophe, die
Wagner selbst vor der Uraufführung gestrichen hatte. Zart verhangen,
auffällig gedehnt beginnt Kaufmann die Erzählung, steigert sich fein
dosierend. Die zweite Strophe nimmt er zügiger, phrasiert straffer. Seine
Kunst, große Bögen zu gestalten, zeigt er auch in "Allmächt’ger Vater, blick
herab" aus "Rienzi". Siegmunds Schwert-Monolog aus der "Walküre" ist Auftakt
der CD (Decca). Die heiklen "Wälse"-Rufe singt er unforciert kraftvoll. Eine
Szene aus "Siegfried" und das süffig gesungene "Am stillen Herd" aus den
"Meistersingern" komplettieren das Album. Das Orchester der Deutschen Oper
Berlin unter Leitung von Donald Runnicles begleitet den Sänger unauffällig.
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