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Rondo Magazin, 23.02.2013 |
Michael Blümke |
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Kaufmann - Wagner |
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Auf
ein Wagner-Album von Jonas Kaufmann haben zum Jubiläumsjahr wohl viele
gehofft. Immer häufiger steht er als Lohengrin oder Siegmund auf der Bühne,
die natürlich auch hier in Auszügen vertreten sind. Gleichzeitig aber gönnt
uns der Tenor einen Ausblick auf künftige Partien wie Tannhäuser und
Siegfried. Und weckt damit beim Hörer sofort Begehrlichkeiten. Schon wegen
seiner dunklen Klangfarbe ist er für den Tannhäuser geradezu prädestiniert.
Eben diese Klangfarbe ist es allerdings auch, die ihn für Lohengrin oder
Stolzing nur zweite Wahl sein lässt. Klaus Florian Vogt, der mit seiner
schlankeren, geschmeidigeren Stimme ohne Kaufmanns hörbaren Kraftaufwand
auskommt, hat in diesen lyrischeren Rollen zweifellos die Nase vorn. Als
Siegmund – seine derzeitige Idealpartie – aber verschaffen ihm diese
satteren Töne einen deutlichen Vorsprung gegenüber Vogt. Nur seine Kopie von
Lauritz Melchiors ewig gehaltenen Wälse-Rufen hätte er sich sparen sollen:
Melchior konnte sie live auf der Bühne abliefern, diese Show-Einlage im
Studio nachzumachen, ist einfach nur albern. Ansonsten aber bietet diese CD
Wellen wahrer Wagner-Wonnen. Ein besonderes Highlight sind die von den
Sopranen entliehenen Wesendonck-Lieder, die Kaufmann herrlich singt und
gestaltet. Die Frage, ob man sich nun Vogts oder Kaufmanns Wagner-Programm
zulegen sollte, stellt sich nicht. Man braucht beide, denn so
unübertrefflich der Holsteiner in den ‚leichteren‘ Partien ist, so
mitreißend präsentiert sich der Münchner mit den schwereren Helden. Freuen
wir uns, zwei so wunderbare Wagner-Stimmen genießen zu können.
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