rbb Kulturradio, 28.9.2010
Kai Luehrs-Kaiser
 
Jonas Kaufmann: "Verismo Arias" 
 

Der neue Tenor-Strahlemann vom Dienst, Jonas Kaufmann, ist heute das heißeste Ticket am Tenor-Himmel – zumindest in Deutschland. Zu Recht. Sein neues Album Verismo überzeugt trotz erheblichem Schluchzfaktor, wie es dem hier gebotenen Repertoire angemessen ist. Es überzeugt, weil der 41-Jährige hier nicht noch einmal beweisen will, dass er in ein und derselben Woche Tamino und Parsifal gleichzeitig singen kann.

Verismo, also die auf drastische Wahrheits- und Gefühlsentäußerung abzielende italienische Opernbewegung (etwa parallel zu Puccini) war nie etwas für zarte Gemüter. Auch bei Jonas Kaufmann wirken die Testosteron-Attacken brachial (und zugleich etwas antrainiert). Trotzdem gelingt der Ausflug zu Werken wie Andrea Chenier von Giordano, zu Cavalleria Rusticana und Bajazzo mehr als achtbar.

Durch Raritäten wie Zandonais Romeo und Julia, Leoncavallos Bohème oder das Ombra di nube von Licinio Refice besitzt das Album sogar einigen Entdeckungswert. Mit Antonio Pappano hat es einen erstrangigen Begleit-Dirigenten. Dies ist Jonas Kaufmanns bislang bestes Album. Und trotzdem bleibt er ein hörbarer Quereinsteiger auf diesem blutigen Terrain. Einen Klappmesser-Tenor (wie Mario del Monaco oder Franco Corelli) hat er nicht.

Was soll's: ein sehr gutes Ergebnis.






 
 
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