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WAZ, 08.10.2013 |
Monika Willer |
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Jonas Kaufmann gratuliert Verdi zum 200. Geburtstag |
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Er
ist ein Liebling der Klassik-Hitparaden und wie alle Stars nicht
ungefährdet, dabei die Ernsthaftigkeit einzubüßen. Aber sein jüngstes Album
zeigt die großen Qualitäten des Tenors Jonas Kaufmanns. Es steht ganz im
Zeichen Verdis.
Otello ist die tragischste Figur der Musikgeschichte.
Es gibt nur wenige Tenöre, die den emotionalen Amoklauf stimmlich und
gestalterisch bewältigen können, den Verdi seinem eifersüchtigen Helden in
die Kehle diktiert. Jonas Kaufmann gehört dazu: Zum 200. Geburtstag des
Meisterkomponisten legt der 44-Jährige ein Album mit zwölf unsterblichen
Verdi-Tenorarien vor; elf davon hat er noch nicht auf der Bühne gesungen,
darunter Otellos „Dio! mi potevi“. Allein dieses Stück rechtfertigt die
ganze Aufnahme.
Erst Wagner, nun Verdi
Denn
natürlich muss man sich fragen, ob das werte Publikum nicht einfach nur
gemolken werden soll, wenn ein Star wie Jonas Kaufmann in einem Jahr gleich
zwei Geburtstags-Hommagen an Komponisten-Jubilare herausbringt: erst Wagner,
nun Verdi. Doch beim Hören legen sich die Vorurteile vom umtriebigen
Künstler mit merkantilem Schielblick. Jonas Kaufmann weiß genau, was er tut:
Vom Herzog in „Rigoletto“ über Radames in „Aida“, Riccardo im „Maskenball“,
Manrico im „Trovatore“ bis eben zum Otello sitzt die Stimme und stimmt die
Interpretation.
Kaufmanns dunkler, baritonaler Tenor passt in der
Farbe hervorragend zu Verdis gebrochenen, komplizierten Charakteren, die ja
in der Regel gefährliche Männer sind. Kaufmann singt Verdi mit einer
faszinierenden Mischung aus heldischem Kraftfeuerwerk und lyrischer
Linienführung. Dabei geht es ihm nicht in erster Linie darum, schöne Töne zu
produzieren, sondern Emotionen offenzulegen.
Er will nicht,
dass die Oper ein Zirkus ist
Diese Tugend wird ihm nicht
immer gedankt. Er hat sich bereits mehrmals beklagt, wie sehr die Oper zum
Zirkus verkommt, in dem es nur noch um die artistische Leistung des Sängers
geht, nach dem Motto: Kriegt er das hohe C über die Ziellinie oder nicht?
Als Opernkünstler verteidigt er zudem das Regietheater; ein Startenor, der
lieber liest, als Fernsehen zu gucken, ist dem musikalischen Boulevard
ohnehin unheimlich. Mit dem Verdi-Album bewältigt Kaufmann jedenfalls die
Gratwanderung zwischen hoher Kunst und Publikums-Interesse. Und er kann
zeigen, dass Verdi ein großartiger Kenner der Tenorseele ist.
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