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Rondo-Magazin, 4.10.2001 |
Peter Overbeck |
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H. Marschner: Der Vampyr
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Helmuth Froschauer, WDR-Rundfunkorchester und
-chor Köln, Franz Hawlata (Lord Ruthven), Jonas Kaufmann (Edgar Aubry),
Malwine Davenaut (Regina Klepper) u. a.
Capriccio/Delta 60083 (2 CDs, 128 Min., aufgenommen 8/99) |
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Nicht
erst Hollywood hat die Vampire zum Thema gemacht. Schon 1828 konkurrierten
gleich zwei Vampiropern von Heinrich Marschner und Peter Josef von
Lindpaintner, beide heute mehr oder weniger vergessen wie auch ihre
Schöpfer.
Die Romantik des sieben Jahre zuvor entstandenen "Freischütz" klingt bei
Marschner textlich und musikalisch durch; Wagner hat sich über Marschners
Werk euphorisch geäußert und Emmys Ballade vom bleichen Mann erinnert
auffällig an die Senta-Ballade im "Fliegenden Holländer". Es schaudert einen
heute allerdings nur noch bedingt, wenn der zum Vampir mutierte Lord Ruthven
verspricht, binnen vierundzwanzig Stunden drei Bräute zu finden und
anschließend zu opfern, was er auch umsetzt.
Musikalisch ist Marschners Oper originell in der Instrumentation, im Einsatz
von Erinnerungsmotiven und musikalischen Zitaten. Der erste Akt ist eher
konventionell, der zweite dagegen musikalisch und klanglich sehr reizvoll
mit einer umfangreichen Ballade der zweiten Braut Emmy, einem großen Monolog
des Vampirs und einem mächtigen Finale.
Diese Veröffentlichung setzt eine verdienstvolle Reihe bei Capriccio fort,
mit der heute vergessene Opernerfolge des 19. Jahrhunderts wieder belebt
werden. Anders als bei den Vorgängern ist hier das Resultat insgesamt jedoch
weit unter dem Soll hinsichtlich Präzision, klanglicher Differenzierung und
Intonation, besonders beim Orchester.
Beeindruckend sind jedoch Franz Hawlata in der umfangreichen Partie des
Vampirs Lord Ruthven mit sonorem Bariton und der Tenor Jonas Kaufmann als
sein in Gewissensnöten befindlicher Freund Edgar Aubry, die dritte Braut
Malwine, gesungen von Regina Klepper, außerdem der Kölner Rundfunkchor, der
teils kommentierend, teils in die Handlung einbezogen, im großen Umfang zum
Einsatz kommt.
Wenig überzeugend ist leider das unausgewogene Klangbild. Man bekommt einen
Eindruck von der Oper - etwas mehr Sorgfalt, auch bei der Trackmarkierung,
hätte dem Werk einen größeren Gefallen getan. |
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