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klassik-heute.de |
Kurt Malisch |
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H. Marschner: Der Vampyr
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(große romantische Oper in zwei Akten) |
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Künstlerische
Qualität: 8 (Bewertungsskala: 1-10)
Klangqualität: 8
Gesamteindruck: 8
Daß musikgeschichtlicher Rang und Präsenz im CD-Katalog keineswegs
korrelieren müssen, dafür ist Heinrich Marschners "große romantische Oper"
Der Vampyr (Uraufführung 1828) ein bedenkliches Beispiel - bildet das Werk
doch das wichtige stilistische Bindeglied zwischen Weber und Wagner und ist
der Titelheld zweifellos der Urtypus jenes leidenden Bösewichts, den kurz
darauf Meyerbeer mit dem Bertram in Robert le diable und dann Wagner mit
seinem Fliegenden Holländer aufgegriffen und weiter ausgearbeitet haben.
Obwohl Wagner nach anfänglicher positiver Bewertung sich später vom Vampyr
heftig distanziert hat, ist Marschners Vorbildwirkung offenkundig, etwa im
deklamatorischen Fluß des Gesangsvortrags, der zwischen Rezitativ und Arioso
changiert, in der deutlichen Parallelität einzelner Gesangsnummern, wie z.B.
Emmys Romanze vom bleichen Mann, die auf die Senta-Ballade vorausweist.
Diese - nach der von Günther Neuhold geleiteten RAI-Produktion aus dem Jahr
1980 - erst zweite Aufnahme dieser wichtigen Oper wird von Helmuth
Froschauer farbig und differenziert geleitet, packend im dramatischen
Zugriff und mit der rechten gefühlvollen Elegie in den lyrischen Szenen.
Auch gesanglich steht die Einspielung auf gutem Niveau, krankt jedoch an der
mit Franz Hawlata fehlbesetzten Titelrolle.
Hawlatas weicher, fülliger Baß kämpft hörbar mit der hohen Tessitura dieser
Heldenbaritonpartie, zeigt vor allem viel zu wenig Dämonie, sanguinische
Energie und Leidensdruck, um die zwiespältigen Züge des Vampyrs als Täter
und Opfer glaubhaft zu machen. Regina Klepper verfügt über den geeigneten
klangschönen, lyrischen Sopran für die Malwina, bleibt aber darstellerisch
allzu blaß und anämisch im Ausdruck. Das vokale Kleinod der Aufnahme ist
Jonas Kaufmann als Aubry, der sich mit frischem, jugendlichem Timbre,
schlanker Stimmführung und sicherer Höhe als großes lyrisches Tenortalent
nachdrücklich empfiehlt. |
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