Neue Zürcher Zeitung, 3 Feb 2012
 
«Tosca» aus dem Opernhaus Zürich
Die Aufzeichnung von Puccinis «Tosca» in der Zürcher Produktion von 2009 – die Bildregie besorgte Felix Breisach – erlaubt mit ihren distanzierten, das Geschehen präzis fokussierenden Einstellungen einen aufschlussreichen Blick auf die Inszenierung von Robert Carsen, die eine entschlackte Version des emotionsgeladenen Zusammenpralls von Kunst, Liebe und Politik bietet und die Tosca nicht nur als Frau, sondern auch als Bühnenstar ins Licht zu rücken versucht. Im nüchternen Bühnenbild von Anthony Ward setzt die raffinierte Beleuchtung von Davy Cunningham bei den entscheidenden Szenen Akzente, die auch auf dem Bildschirm von starkerwirkung sind. So etwa beim berühmten «Vissi d’arte» der Tosca, wo Scarpia wie versteinert im Fokus eines Bühnenscheinwerfers steht, der zuvor auf Cavaradossis Bild gerichtet war. Mit seinem eleganten Bariton ist Thomas Hampson nicht unbedingt für die schwarze Rolle des Polizeichefs prädestiniert, doch in dieser Szene wächst er definitiv zum Opernschurken heran. Die Szene ist so genial gespielt und glänzend eingefangen, dass man darob auch das problematische Finale des ersten Akts vergisst. Jonas Kaufmann gibt einen leidenschaftlichen Cavaradossi mit intimem Sotto voce. Mit Emily Magee, einer Tosca von grossem tragischem Format, ergänzt er sich ausgezeichnet. Doch die stärksten Emotionen entfacht diese Tosca eindeutig im Kampf mit ihrem tödlichen Gegenspieler. In ihrem letzten Ausruf, «O Scarpia, avanti a Dio!», wird das noch einmal unterstrichen. Giacomo Puccini: Tosca. Aufzeichnung aus dem Opernhaus Zürich 2009. Emily Magee, Jonas Kaufmann, Thomas Hampson, Paolo Carignani (Leitung), Robert Carsen (Inszenierung). Decca 0743420 (1 DVD).






 
 
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