Die
Sehnsucht nach einem mächtigen Retter ist groß im Volke - 'mein lieber
Schwan!', Lohengrin muss übermenschliche Erwartungen erfüllen.
Groß ist auch die Sehnsucht nach einem deutschen Tenor, der Richard
Wagners Opern singen kann: also belcantisch singen und gestalten, mit warmem
Klang, mit Farben, und nicht säuseln oder allein mit Überdruck stemmen. Die
Hoffnungen richten sich auf Jonas Kaufmann. Er hat alle Voraussetzungen. Der
39-jährige Münchner ist ein kommender Superstar der Opernwelt, auf seinem
ersten Album 'Romantic Arias' zeigte er bereits seine Klasse im
italienischen Fach. Am kommenden Sonntag debütiert er als Lohengrin in einer
Neuinszenierung der Münchner Opernfestspiele (und nächstes Jahr in
Bayreuth). Kaufmann, der Heilsbringer.
'Sehnsucht' heißt denn auch seine neue CD mit Arien und Auszügen aus Opern
von Mozart, Schubert, Beethoven und Wagner - darunter der 'Lohengrin'. Der
Markt leistet ganze Arbeit, auf dem Cover der Scheibe posiert Kaufmann als
romantisch dreinschauender, einsamer 'Wanderer über dem Nebelmeer' - also im
Dekor eines Gemäldes von Caspar David Friedrich. Aber was zu hören ist, das
imponiert. Kaufmann besitzt einen kraftvollen, dunklen (manchmal aber auch
in sich verschlossenen, gedeckelten) Tenor. Liebhaber des deutschen
Repertoires genießen diese CD: Kaufmann singt auch Siegmunds 'Winterstürme',
den Parsifal, das 'Gott! welch Dunkel hier!' des Florestan, selbst Taminos
Bildnisarie. Weil auch Claudio Abbado mit dem Mahler Chamber Orchestra einen
feinen, unverschlackten Klangteppich auslegt, wird ziemlich viel Sehnsucht
des Hörers gestillt. |