Neue Luzerner Zeitung, 28.05.09
Stefan Degen
 
Jonas Kaufmann/Von deutscher «Sehnsucht»
 
Jonas Kaufmann, Tenor: «Sehnsucht», Mahler Chamber Orchestra (Claudio Abbado), Decca 478 1964, Deluxe- und Standard-Edition.
Jonas Kaufmanns Debütalbum «Romantic Arias» wurde 2008 zu einer der erfolgreichsten Sänger-CDs. In seinem zweiten Album «Sehnsucht» wendet sich der 39-jährige Tenor aus München ausschliesslich Werken aus deutschsprachigen Opern zu. «Mit diesem Repertoire bin ich aufgewachsen, es hat mich seit der Zeit meiner ersten musikalischen Erinnerungen begleitet - man kann sagen, es steckt in meinen Genen!», so Kaufmann. In jungen Jahren liess er sich von Aufnahmen deutscher Tenöre anregen, besonders von jenen Fritz Wunderlichs.

Jugendlich-heldisch geprägt
Die neue CD spannt den Bogen weit von Mozart bis Wagner. Für den Tamino aus der «Zauberflöte» verfügt Jonas Kaufmann noch immer über eine schlank geführte Stimme, die dem Prinzen Autorität und Menschlichkeit verleiht. Bereits stärker vom lyrischen ins jugendlich-heldische Fach führen die beiden Ausschnitte aus Schubert-Opern. Die Titelrolle in «Fierrabras» hat Kaufmann auf mehreren Bühnen gesungen. Diese Musik benötigt eine heroisch geprägte Stimme. Der dunkel timbrierte Tenor singt «Was quälst du mich, o Missgeschick» mit zupackender Dramatik und rundem Ton. Aus «Alfonso und Estrella» stammt die zweite Schubert-Rarität. Die Arie «Gott! Welch Dunkel hier!» aus Beethovens «Fidelio» singt Kaufmann ebenso berührend wie vielschichtig. Die Wagner-Ausschnitte schliesslich singt der Tenor mit grosser stilistischer Kompetenz und volltönendem Klang. Dieser bleibt immer transparent, Kraftanstrengung ist kaum je spürbar. Zwei Passagen gelten «Lohengrin». Bereits auf der Bühne gezeigt hat er seinen Parsifal, den Sigmund («Die Walküre») noch nicht. Das Mahler Chamber Orchestra veredelt die CD vollends zur kleinen Kostbarkeit.
 






 
 
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