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Frankenpost, 1.2.2008 |
Kerstin Starke |
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Kostproben einer neuen, großen Stimme
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„Die Stimme, die ich einsetze, ist die, die ich
auch in der Dusche oder im Fahrstuhl gebrauche“, sagte der Tenor Jonas
Kaufmann kürzlich in einem Interview. Auf seiner Debüt-CD „Romantic Arias“,
die gerade bei Decca erschienen ist, lässt der Sänger diese
„Fahrstuhl-Stimme“ nun auch ein breites Publikum auskosten – und die Hörer
dürfen sich freuen.
Seine leicht baritonale Stimme, die dennoch mühelos und ohne Einschränkung
jede Höhe zeichnet, vermittelt Leidenschaft, Einfühlungsvermögen, Wärme,
Natürlichkeit, Gefühl und Ausdruckskraft – auch ohne dass man den
attraktiven 38-Jährigen mit südländischer Ausstrahlung auf einer Bühne vor
Augen haben muss.
Der Münchner gilt schon jetzt als Weltstar der Oper, als legitimer
Nachfolger eines Placido Domingo. Längst ist der Sänger, der bislang
erfreulich normal geblieben ist, Dauergast an den großen Häusern in Europa
und Übersee; er singt an der Royal Opera London genauso wie an der
Metropolitan Opera New York und der Chicago Lyric Opera, an der Bayerischen
Staatsoper München, an der Wiener Staatsoper, bei den Salzburger Festspielen
oder in Paris und Mailand.
Seit 2001 ist er eng mit dem Opernhaus Zürich verbunden und trat dort auch
in mehreren Neuinszenierungen auf, unter anderem als Idomeneo. Sein
Repertoire, das er kontinuierlich ausbaut, reicht von Verdi und Puccini über
Bizet, Massenet und Gounod bis hin zu Flotow und Weber. 2006 sang er den
Walther von Stolzing in einer konzertanten Aufführung von Richard Wagners
„Meistersingern von Nürnberg“ unter David Robertson beim Edinburgh Festival.
Ein Ausschnitt dieser Partie, das Preislied, findet sich auf der CD
„Romantic Arias“ neben zwölf weiteren Arien – allesamt hervorragende
Visitenkarten für jeden Tenor. Dabei wird Kaufmann von den Prager
Philharmonikern unter der Leitung von Marco Armiliato begleitet. Die Platte
enthält außerdem Kostproben aus „La Bohème“, „Carmen“, „Martha“, „Tosca“,
„Don Carlos“, „Der Freischütz“, „La Traviata“, „Manon Lescaut“, „Rigoletto“,
„Faust“, „Werther“ und „La damnation de Faust“ von Hector Berlioz.
Ausdrücklich bekennt sich Jonas Kaufmann zur Gefühlskunst: „Ich spiele gerne
romantische Rollen und singe gerne romantische Musik.“ Mit der CD, die seine
beachtliche Vielseitigkeit dokumentiert, will er auch zeigen, dass er
überzeugt zwischen den Sangeswelten wandert: Auf keinen Fall mag er sich,
wie es vor allem in Deutschland gerne geschieht, auf ein Fach festlegen
lassen. Kaufmann will – wie sein Vorbild Fritz Wunderlich, mit dem er
bereits jetzt verglichen wird – heute Mozart singen, morgen Lieder von
Schubert und übermorgen Beethoven oder Wagner. Und er tut es.
Decca, 1 CD 475 9966. |
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