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Wiesbadener Kurier, 31.01.2008 |
VM. WIESBADEN |
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Schönste Hoffnungen im Wagner-Fach
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Mit einem Latin-Lover-Blick
schaut er uns zur Zeit von allerlei Plakatwänden und Anzeigen aus ganz tief
in die Augen, eine Locke seiner dunklen Haarpracht keck in die Stirn
gewuschelt: Der 1969 in München geborene Tenor Jonas Kaufmann sieht richtig
gut aus, und seinem Label Decca ist es nicht zu verdenken, die Debüt-CD mit
lauter Bonbons zwischen Bizet und Wagner entsprechend zu bewerben. Der Tenor
steht ja auch in London schon als visuelle Traumpaarung mit Anna Netrebko
auf der Bühne.
Das Wiesbadener Opernpublikum lernte Kaufmann, Gast-Tamino der letzten
Maifestspiele, im Jahr 2000 kennen, als er mit der Partie des Ferrando in
Strehlers Inszenierung von Mozarts "Così" zu erleben war. Drei Jahre später
war seinem Belmonte in Stefan Herheims verunglückter "Entführung" (Salzburg)
mehr tenorales Entwicklungspotenzial als lyrisch erfüllte Gegenwart
anzuhören.
Die Debüt-CD nun bestätigt die Entwicklung: "Romantic Arias" ohne Mozart. Der Reigen wird, begleitet vom Prague
Philharmonic Orchestra unter Marco Armiliato, von "Che gelida manina" aus
"La Bohème" fast ein bisschen zu robust eröffnet. Nuancierter,
zwischentonreicher gelingt Jonas Kaufmann Bizets "Blumenarie", und auch sein
Cavaradossi hat große Klasse. Im deutschen Fach verleiht Kaufmann dem
"Freischütz"-Max ("Durch die Wälder, durch die Auen") beeindruckendes
Format, und das "Meistersinger"-Preislied berechtigt zu schönsten Hoffnungen
im Wagner-Fach.
Jonas Kaufmann: Romantic Arias. Decca CD 475 9966. |
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