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Avenue, Magazin: In den Opernhäusern der Welt ist der Münchner JONAS
KAUFMANN ein gefeierter Tenor — jetzt will er auch als Plattenstar Karriere
machen Jonas Kaufmanns erster Manager riet ihm, sich
einen Künstlernamen zuzulegen. Irgendetwas Südländisches: Roberto oder
Andrea. Schließlich könne ein Tenor, der italienische Arien singe, nicht
seinen profanen Namen tragen. Kaufmann gehört zur neuen Generation Klassik.
Er trägt Dreitagebart, wilde Locken, Pulli und Jeans. Ein Tenor ohne
Taschentuch und Kompromisse. Einer, der weniger seinem Image als vielmehr
seiner Stimme und seiner Klugheit vertraut. Auch deshalb beschloss er, Jonas
Kaufmann zu bleiben, der keinem Management hinterherläuft, das ihn in
Maßanzüge steckt und zur Werbe-Ikone macht. Der Münchner singt seit Jahren
in Zürich, regelmäßig in Covent Garden, Berlin und an der Met. Während
Italien seine Auftritte in Verdi-Opern feiert, ist er hierzulande noch
weitgehend unbekannt. Nun ist bei Decca seine Debüt-CD „Romantic Arias“
herausgekommen. In Zeiten der Spezialisierung singt er gegen den Trend:
Seine Stimme ist so vielfältig wie ein Schweizer Taschenmesser. Rolando
Villazón hat ein ähnliches Album vorgelegt, und besonders das italienische
Fach liegt derzeit in den Kehlen lateinamerikanischer Tenöre. Aber: „Wir
haben alle eine ureigene Stimme“, sagt Kaufmann, „und wir kennen alle die
Gefühle, um die es in der Oper geht. Mir geht es darum, die Situation zu
verdeutlichen, in der ein Charakter steckt.“ Und das gelingt ihm. Kaufmann
singt nicht immer schön, er stülpt seine Stimme nie über die Rollen.
Stattdessen versucht er, ihr Seelenleben auszuleuchten.
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