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Opernglas 1/2008 |
Th. Baltensweiler |
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Romantic Arias
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Ein
deutscher Zwischenfachtenor, der sich bis zu Parsifal und Stolzing vorwagt,
gleichwohl noch erfolgreich den Tamino im Repertoire führt und im
italienischen Fach, etwa als Alfredo oder Rodolfo, international
reüssiert-ein solcherSänger ist dem Opernbetrieb stets willkommen, zumal
wenn er darüber hinaus auch noch ein attraktives Aussehen mit ausgeprägtem
darstellerischem Talent verbindet. Jonas Kaufmann erobert von seinem Zürcher
Stammhaus aus, an dem er zu den Vielbeschäftigten gehört, zunehmend die
großen Bühnen der Welt, gastiert in Mailand, New York, Wien oder London
-aktuell im Januar an der Seite von Anna Netrebko in »La Traviata«.
Kaufmanns erstes „echtes“ Soloalbum trägt den Titel „Romantic Arias“. Es
zeugt von Selbstbewusstsein, dass die CD fast ausschließlich bekannte
Zugnummern enthält, doch Kaufmann braucht sein Licht nicht unter den
Scheffel zu stellen. Sein Timbre ist von großer Charakteristik und kommt auf
Tonträger gut zur Geltung: sowohl die satte, dunkle Farbe als auch der
Wechsel von weich-metallischem Glanz und elegischer Verschattung. Der
Aufstieg in die Höhe gelingt Kaufmann sicher, wie im „Ach, so fromm“ aus
»Martha«; und dynamische Reduktion setzt er ebenso schmeichelnd (am Schluss
von „Che gelida manina“) wie effektvoll ein. Überhaupt die Dynamik: Aus ihr
gewinnt der Sänger einen wesentlichen gestalterischen Reiz seines Singens,
sei es in der Blumenarie aus »Carmen«, sei es in „Ella mi fu rapita“.
Allerdings, und das bedarf der Gewöhnung, singt er in den verschiedenen
Stufen zwischen Laut und Leise nicht selten mit gleichsam verschiedenen
Stimmen. Dass manches dumpf oder etwas kehlig wirkt und kaum ein
Klangkontinuum entsteht, mag den Vortrag unter dem Aspekt des ausgeglichenen
Schöngesangs beeinträchtigen. Doch Kaufmanns lnterpretationsansatz scheint
ohnehin in eine andere Richtung zu zielen.
Der Sänger verleiht den einzelnen Stücken eine zuweilen fast schon fiebrige
Spannung, welche die Momente stimmlicher Süße erst recht bezwingend macht.
Entsprechend liegen Kaufmann Stücke wie „E lucevan le stelle“, „Io l’ho
perduta“ aus »Don Carlo« oder,,Je suis seul“ aus Massenets »Manon«. In den
italienischen Arien streift Kaufmann hin und wieder den Schluchzer -
resultierend aus einer Impulsivität, die zum vokalen Gesamtprofil passt.
Keine CD, die einfach eine gute Stimme ausstellt, vielmehr ein Recital, das
von der dramatischen Vergegenwärtigung der in den einzelnen Arien umrissenen
Situationen geprägt ist. Der Dirigent Marco Armiliato, ein sehr erfahrener
Konzert-Begleiter, bietet mit dem Prague Philharmonic Orchestra mehr
differenzierte Emphase als im Kontext eines Arienprogramms üblich.
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