Frankenpost, 14.09.2012
Kerstin Starke
Wagner: - Twilight of the Gods (Der Ring des Nibelungen, Audio-Ausschnitte)
"Ring" mit Raum für Poesie
 
"Twilight of the Gods": Was wie bloße Effekthascherei in Anlehnung an die populäre "Twilight"-Vampir-Serie scheint, ist als Begriff tatsächlich viel älter - "Götterdämmerung". Die englische Übersetzung "Twilight of the Gods" indes betitelt eine nagelneue Doppel-CD, auf der die Deutsche Grammophon maßgebliche Ausschnitte des "Ring des Nibelungen" versammelt - aus eben jenen Inszenierungen, die von 2010 bis 2012 an der Metropolitan Opera New York Triumphe feierten und weltweit für Aufsehen sorgten. Von heute an ist sie im Verkauf, DVD und Blu-ray sollen folgen.

Dieser Erfolg ist kaum verwunderlich, liest sich die internationales Besetzungsliste der New Yorker Wagner-Tetralogie doch wie ein Who ist Who der aktuellen Opernsänger-Elite: Mojca Erdmann als Waldvogel, Waltraud Meier als Waltraute, Patricia Bardon als Erda, Stephanie Blythe als Fricka, Eva-Maria Westbroek als Sieglinde, Deborah Voigt als Brünnhilde, Bryn Terfel als Wotan, Jay Hunter Morris als Siegfried, Hans-Peter König als Hagen und Jonas Kaufmann als Siegmund, um nur einige zu nennen; dazu die Dirigenten James Levine und Fabio Luisi, die Chor und Orchester der Metropolitan Opera zu einer natürlichen, hinreißenden Symbiose mit den Solisten führen.

In Szene gesetzt hat den vierteiligen Opernzyklus der kanadische Theaterregisseur Robert Lepage, den Zeit online 2009 zum "überraschendsten Regisseur des Welttheaters" erklärte. "Es ist ein Kosmos, eine sehr eng verzahnte, dicht gewebte Welt", schwärmt der 54-Jährige von Wagners Werk im Begleitheft zum Album. "Und dennoch ist da viel Raum ... für die Entfaltung der eigenen Fantasie, der eigenen Poesie."

Wenn auch die reine Audio-Fassung auf CD keine optischen Eindrücke von Lepages Interpretation zulässt, so gewinnt der Hörer doch den Eindruck einer zutiefst eindrücklichen Leistung der Sänger und Musiker; dass einige der Solisten deutsche Muttersprachler sind oder, wie im Fall des Walisers Bryn Terfel, eine ausgezeichnete Aussprache haben, ist dem Hörgenuss zudem zuträglich. Die komplexe Geschichte um Götter, Menschen und Zauberwesen wird in dieser Umsetzung plastisch und fassbar - auch (oder vielleicht gerade weil) sich der Zusammenschnitt auf jeweils fünf bis sieben repräsentative Szenen des Mammut-Werkes konzentriert.






 
 
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