Opernglas, Oktober 2015
A. Laska
 
Tenorissimi
Gleich vier der bedeutendsten Tenöre unserer Tage legen neue Soloalben vor.
 
Ausschnitt:
Obwohl das Bühnenrepertoire der Startenöre Alagna, Flórez, Kaufmann und Villazón etliche Überschneidungen bietet, gibt es auf den vier jetzt veröffentlichten Soloalben erfreulich wenige Dopplungen......
......Da (bezieht sich auf das Orchester/Dirigenten) hat es Jonas Kaufmann bei seinem Puccini-Album deutlich besser getroffen. Antonio Pappano leitet dort sein Orchestra dell'Accademia di Santa Cecilia — es sind also Kenner am Werk, die Puccinis Musik mit Herzblut und Leidenschaft zum Klingen bringen, ohne deshalb in billigen Kitsch abzugleiten. Und der deutsche Startenor beweist einmal mehr seine besondere Eignung für das italienische Fach. Mit dunkel glühender Mittellage, mitreißenden Spitzentönen, souveräner Textgestaltung und einer schier unbegrenzten Palette an dynamischen und stimmfarblichen Schattierungen macht er jede einzelne Arie zu einem Erlebnis. Allein wie er das titelgebende „Nessun dorma" vom romantisch-verträumten Beginn zur finalen Ekstase hin steigert, verdient höchstes Lob.

Doch nicht nur das: Egal ob Roberto an glücklichere Tage denkt (»Le Villi«), Des Grieux sich die Schiffspassage nach Amerika erzwingt, Luigi seinen Arbeiterfrust in die Welt hinausschreit oder Dick Johnson von besseren Tagen träumt — Kaufmann gelingt es, in wenigen Minuten einen Charakter zu formen, und das auch bei Rollen, die (noch) nicht zu seinem Bühnenrepertoire gehören. Nur dem Rinuccio aus »Gianni Schicchi« scheint er bereits entwachsen. Als Manon, Mimi und Liü assistiert Kristine Opolais. Dabei erweist sich ihr unruhiger Sopran als wenig Phonogen. Wieviel stärker sie wirkt, wenn die optische Komponente hinzukommt, zeigt der packende Ausschnitt aus einer Londoner »Manon Lescaut«-Produktion auf der Bonus-DVD der Deluxe Edition dieses neuen Albums.....






 
 
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