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WAZ, 16.09.2015 |
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Startenor Jonas Kaufmann singt Puccinis Helden |
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„Nessun Dorma“ ist die neue CD des derzeit weltweit gefeierten deutschen Tenors Jonas Kaufmann. Mit dem Puccini lag er bislang immer richtig. |
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Das
eben erschienene „Nessun Dorma“-Album von Jonas Kaufmann gerät gewiss nicht
unter Verdacht, der Vollständigkeit halber aufgenommen worden zu sein. Lange
ist das Opernwerk Puccinis ein guter Stern für den deutschen Tenor. Der Hype
um den 46-jährigen Bayern hat Dimensionen erreicht, die für jeden guten
Sänger irgendwann zur Last werden müssen.
Die Lust und Verpflichtung,
seine Partien sehr genau und gewissenhaft zu studieren, ist Kaufmann nicht
abhanden gekommen, das zeigt diese Reise durch Puccinis hochemotionalen
Klangkosmos beeindruckend. Apropos: „Man muss höllisch aufpasse, dass man
vor lauter Emotion nicht die Kontrolle über das Singen verliert“, sagt
Kaufmann wissend über die Gefahren jener Arien, die es, wie das titelgebende
„Nessun Dorma“, auf den Bekanntheitsgrad von Schlagern gebracht haben.
Ergreifende Fan-Kost Kaufmann zeigt kaum Schwächen, Kontrollverluste
gar, auch wenn man angesichts der dunklen Reife seiner Stimme fragt, wie
lange Pinkerton („Butterfly“) oder Cavaradossi („Tosca“) ideale Bedingungen
für Kaufmanns Künste stellen. Der Mann fürs Schwerelose war er ja eigentlich
nie. Massiv, stets schön, im Timbre nie metallisch, eher sehr körperlich
durchmisst der Erfolgsverwöhnte die Partien. Manchmal wünscht man sich ein
bisschen mehr Lyrik als gestalterisches Fundament, wenn die Porträts nicht
unbedingt von einem Mann mit dem Rücken zur Wand erzählen („Gianni
Schicchi“). Und „Nessun Dorma“? Das ist zweifellos ergreifende Fan-Kost,
unverwechselbarer Kaufmann, in der Ästhetik nicht sehr italienisch, aber mit
vokaler Autorität und sehr raffiniert das Doppelgesichtige von Mut und
Zweifel aussingend.
Antonio Pappano, vielfach Kaufmanns musikalischer
Weggefährte, leitet Roms „Accademia Nazionale“: ein seidiger, wo nötig auch
muskulös präsenter Puccini.
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