Mit
ANTONIO PAPPANO am Pult des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa
Cecilia hat „Der Münchner Traumtenor“ (FAZ) zunächst schon mal die
bestmögliche Rahmen-Unterstützung. (Leider wird dieses Team auf der Tournee
nicht zur Verfügung stehen). Auf dem Programm Arien und Duette aus Manon
Lescaut*, Le Villi, Edgar, La Boheme*, Tosca, Madama Butterfly, La Fanciulla
del West, La Rondine, Il Tabarro, Gianni Schicchi, Turandot*.
„Nessun dorma!“ > keiner schlafe! – Na, bei so viel überschäumendem virilem
Temperament und Leidenschaft sollte wirklich niemand schlafen können und
wollen. Spätestens beim nächsten dramatischen Höhenflug reißt es einen
wieder hoch. Mag Kaufmann nicht an allen Aufnahmetagen gleich gut disponiert
gewesen sein (zeitweilig etwas mulmig in der Mittellage), die knallig
strahlenden Spitzentöne sind immer da – darauf kann man sich bei Kaufmann
beglückenderweise immer verlassen.
Dass Kaufmann hier
verschwenderisch mit seinen Mitteln protzt, kann dem Puccini- und
Verismo-Freund nur allzu recht sein. Mit seinen oftmals so raffinierten
Pianoeinsätzen geht er hier mal sparsamer um. Rinuccios Firenze-Arie aus
Gianni Schicchi, eigentlich zum Repertoire lyrischer Tenöre gehörend, macht
in Kaufmanns „stilfremder“, ungewöhnlich heldentenoraler Version richtig
Spaß. Pinkertons „Fiorito asil“ hört man auch selten derart powervoll. Und
bei „Nessun dorma“ kann eh niemand widerstehen.
Hatte ich Kaufmann
in seiner jetzigen italienischen Heldenphase in die Nähe von Mario del
Monaco gerückt, las ich kürzlich, dass er selbst sich gerne an Franco
Corelli orientiere. Und in der Tat fand ich auf dieser CD, auch aufgrund der
genussvollen „Protzerei“, stilistische Anklänge an den nicht minder
leidenschaftlichen Corelli, auch er einer, der mit Stimme und Optik
becircte.
Kaufmanns Duett-Partnerin Kristine Opolais* ist ein
„Bühnentier“ par excellence. Diese Frau muss man (wie dereinst auch Magda
Olivero) als Gesamtkunstwerk auf der Bühne erleben, da ist das Ergebnis in
der Regel ziemlich aufregend. Opolais Stimme allein ist keineswegs besonders
interessant timbriert und das Höhenregister ohne viel Glanz. Die Inbrunst,
die sie in ihre Rollen legt, hört man hier zwar auch, aber ohne die optische
Komponente, gerade an der Seite Kaufmanns, fällt sie stimmqualitätsmäßig
doch etwas ab.
Aber was sollte man hier mäkeln – genießen ist viel
besser, einfach pures Genießen – und den Beckmesser-Griffel weglegen….
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