|
|
|
|
|
rbb Kulturradio |
Carolin Pirich |
CD der Woche, 1.11.2009
|
Franz Schubert: Die schöne Müllerin
Mit Jonas Kaufmann und Hartmut Deutsch |
|
Jonas Kaufmann feierte in diesem Jahr seinen vierzigsten
Geburtstag. Das ist eigentlich nicht mehr das Alter eines
drängenden, stürmenden Sängers, sondern eines, in dem nicht nur
die Stimme gereift ist. Trotzdem - Jonas Kaufmann, der gut
aussehende, von Opernkritikern viel gelobte Tenor - studierte
mit Helmut Deutsch Franz Schuberts Liederzyklus “Die schöne
Müllerin” ein, bevor es, wie er selbst sagt, zu spät sei. Bevor
sein baritonales Timbre an “Unschuld” verliert.
Es gehe hier um einen jungen Menschen, sagt Kaufmann, “der
frisch und fröhlich, völlig unbekümmert in die Welt hinauszieht
– und dann mit voller Wucht ins Messer rennt”. Von einer
erzählenden Distanz, aus der heraus manche Interpreten diese
Liederzyklen vortragen, hält er nichts. Franz Schubert war, als
er die Texte von Wilhelm Müller vertonte, selbst erst 26 Jahre
alt.
Kaufmanns Müllersjunge wirkt wie ein selbstbewusster junger
Mann, eher sportlich als vergeistigt, eher mutig als vorsichtig,
eher laut als leise. Deswegen ist es künstlerisch nur
konsequent, wenn Jonas Kaufmann seine Stimme vor lauter Energie
überlaufen lässt, wenn er keine Ecken abschleift, sondern Mut zu
Unreinheiten beweist. So wirkt es, als tauche er in die
kontrastierenden Gefühle ein wie ein Klippenspringer in die
Fluten.
Vielleicht ist diese Frische zum Teil auch der Aufnahmesituation
zu verdanken: live und vor Publikum. |
|
|
|
|
|