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Münchner Merkur, 26.05.2010 |
Markus Thiel |
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Zum DVD-Mitschnitt der Münchner Lohengrin-Produktion
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„Richard
Jones' Idee, die Schwanenritter-Liaison als Hausbau-Metapher zu
verbildlichen, reicht inhaltlich ohnehin nur für maximal einen Akt. In den
Nahaufnahmen von Karina Fibich ist nun zu sehen, wie hilflos und verdruckst
der Chor auf die Bühne gepflanzt wird, wie unwohl sich Christof Fischesser
als König Heinrich fühlt, am liebsten wohl in die Garderobe enteilen würde.
Und wie hemmungslos manch Solist seine private Vorstellung von Expression -
siehe Michaela Schuster (Ortrud) -auslebt. Wäre da nicht Wolfgang Koch als
grandioser, auch mitleiderregender Telramund, Und wäre da nicht dieses
Paar: Anja Harteros (Elsa) und Jonas Kaufmann (Lohengrin) überspielen und
übersingen alle Regie-Unfälle. Kaufmann als nie ätherischer Ritter von hier
und heute. Und die Harteros als eine Elsa, bei der sich das gesamte
Drama in jeder Phrase, vor allem aber auf einem vielsagenden Gesicht
abspielt, das jeden Kino-Regisseur ins Frohlocken bringen würde. Jede
Millisekunde mit ihr rechtfertigt die DVD - bei der man ja notfalls die
Audio-Spur allein genießen kann. Problem ist dann, dass anderes so richtig
entblößt wird: der klanglich ausufernde, teilweise extrem inhomogene Chor
und ein Staatsorchester, das - angesichts, des zu zart-zurückhaltenden Kent
Nagano - alle Wagner-Erfahrung der letzten Jahrzehnte zusammenkratzen muss.“ |
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