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Wiener Zeitung, 11. Januar
2007 |
Edwin Baumgartner |
Märchen für Erwachsene
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Humperdinck: Königskinder
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Engelbert
Humperdincks "Königskinder" sind mit ihrer symbolbeladenen, zutiefst
tragischen Handlung weit entfernt von der Oper "Hänsel und Gretel", die ja
mit ihrem symphonischen Orchestersatz ebenfalls keine reine Kinderoper ist.
Engelbert Humperdincks "Königskinder" sind mit ihrer symbolbeladenen,
zutiefst tragischen Handlung weit entfernt von der Oper "Hänsel und Gretel",
die ja mit ihrem symphonischen Orchestersatz ebenfalls keine reine
Kinderoper ist.
"Die Königskinder" gehen aber noch weiter: Ursprünglich war das Werk als
Melodram gedacht, zur Musik wurde gesprochen. Und für diese Sprechstimmen
entwickelte Humperdinck genau jene Notierung, die Arnold Schönberg dann in
Werken wie "Gurrelieder" und "Moses und Aron" anwendete.
Da Humperdinck jedoch wenig Chancen sah, dass sich das Werk in dieser
exquisiten Form behaupten würde, arbeitete er es zur Oper um, die bei ihrer
Uraufführung 1910 in New York einen Großen Erfolg verbuchen konnte.
Der große Triumph der neuen Aufnahme ist das Orchester unter der Leitung des
jüngst verstorbenen Armin Jordan: Die schwelgerische Romantik Humperdincks,
die auf Franz Schrekers irisierende Klangpalette vorausdeutet, wird in
unzähligen Zwischentönungen und in den raffiniertesten Farbabstufungen
realisiert.
Aber auch die Sängerbesetzung ist geradezu ideal: Jonas Kaufmann als
heldischer Königssohn, Ofelia Sala als Gänsemagd und Nora Gubisch als Hexe
sind famos, und die kleineren Rollen können, sieht man von minimalen
Sprachproblemen ab, kaum besser besetzt werden.
Der etwas herbe Spielmann von Detlev Roth ist hingegen gewöhnungsbedürftig
(man hat in dieser Rolle halt Hermann Prey im Ohr), von schlecht kann
freilich auch hier keine Rede sein.
Was summa summarum eine erstklassige Einspielung des Werks ergibt, die, vor
allem aufgrund der Orchesterleistung, allen anderen derzeit erhältlichen
weit überlegen ist. |
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