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Fono Forum, Dezember 2018 |
Johannes Schmitz
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Eine italienische Nacht |
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Diese
CD landet bestimmt unter manch einem Weihnachtsbaum. Und nicht zu
Unrecht. Jonas Kaufmanns Popularität ist ungebrochen, seine Stimme ist
es auch. Bereits wie er am Ende des Eröffnungsstücks „Cielo e mar" das
abschließende hohe b vom Piano ins Forte anschwellen lässt, beeindruckt.
Der Mitschnitt des Konzerts aus der Berliner Waldbühne vom 13. Juli
dieses Jahres bietet denn auch nicht nur italienische Repertoire- und
Stimmkulinarik, sondern auch viele Feinheiten des leisen und
kultivierten Singens.
Bei alldem bleibt Kaufmanns Phrasierung
immer ein wenig steif, der Klang hält dicht, öffnet sein Innenleben aber
nicht für die Tiefen der Seele. Hier singt einer ganz bewusst,
hochintelligent und kontrolliert. An die Grenzen der Empfindung führt
Kaufmann nicht. So bleibt bei aller Bewunderung für seinen Gesang die
Sehnsucht nach einer emotionalen Erfüllung, die dieser Sänger nicht
stillt — was Kaufmann nicht daran hindert, immer wieder wunderbar weiche
und charmante Töne zu singen, auch im Falsett, wie in „Parlami d'amore,
Mariu" und auch im neapolitanischen Dialekt („Torna a Surriento").
Mit der Mezzosopranistin Anita Rachvelishvili singt Kaufmann das
große Duett aus Mascagnis „Cavalleria Rusticana". Ferner ist sie u. a.
mit dem schon legendären Schlager „Caruso" zu hören, den sie mit
entwaffnender Natürlichkeit singt, fernab aller Opernklischees — einer
der berührendsten Momente des gesamten Konzerts. Seit ihrem Debüt bei
Sony mit überragenden Interpretationen des großen italienischen
Standardrepertoires ist die Georgierin im Kreis der großen Stimmen
angekommen. Und so gesund, wie sie klingt, wird sie noch lange
dazugehören können. Dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Leitung
von Jochen Rieder hört man sehr gerne zu. Die Abmischung der Aufnahme
klingt gut. Das abschließende „Nessun dorma" auch.
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