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Rondo Magazin, 23.10.2010 |
Christoph Braun |
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Ludwig van Beethoven: Fidelio
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(Zwei DVDs im Vergleich) |
Melanie
Diener, Roberto Saccà, Lucio Gallo, Alfred Muff, u. a., Chor und Orchester
der Oper Zürich, Bernard Haitink, Katharina Thalbach/ Camilla Nylund, Jonas
Kaufmann, Alfred Muff, László Polgár, u. a., Chor und Orchester der Oper
Zürich, Nikolaus Harnoncourt, Jürgen Flimm
DVD Opus Arte 1023 D/ DVD
Arthaus Musik /Naxos 107111 (146 Min., 10/2008 bzw. 2/2004)
Drei kompositorisch eigenständige Anläufe und ein Sujet, das hemdsärmelige
Opera buffa, politisch-moralisches Gefangenendrama und menschheitliche
Erlösungsvision unter einen Hut bringen will. Und auch noch ein ziemlich
unglaubwürdiges Happy End mit Deus ex Machina: Beethovens "Fidelio" bereitet
jedem Opernhaus Kopfzerbrechen. In Zürich führte er das eine Mal zu
Langeweile, das andere Mal zu einem hinreißenden Beethoven-Erlebnis.
Im Oktober 2008 lief alles ab wie gewohnt. So kantig die Schauspielerin
Katharina Thalbach, so kreuzbrav die Opernregisseurin, nicht nur bei den
realistischen Kostümen (da mutete schon ein eigenartigerweise als Dandy
verkleideter Pizarro provokativ an). Von Personenführung, Charakterstudien
keine Spur, stattdessen kummervolles Hand-aufs-Herz-Legen oder wütendes
Faust-Recken – und Standfußsingen wie in den Sechzigern. Und das auch noch
recht gruselig in der zentralen Paar-Partie. Melanie Diener, an diesen
Abenden wahrlich keine Leonoren-Heroine, kämpfte mit Intonation und
Durchsetzungsvermögen. Ihr Florestan Roberto Saccà mimte zwar recht
ausdrucksstark, erklomm seine tenoralen Höhen jedoch nur mit nervigstem
Tremolo. Ansonsten Hausmannskost, auch aus dem Orchestergraben, wo
Altmeister Haitink lange Zeit schauen musste, dass das singende
Bühnenpersonal nicht zu asynchron mit den Musikern aneinandergeriet. Erst ab
der (eingeschobenen dritten) Leonoren-Ouvertüre war dann echter
Beethoven-Verve zu spüren.
Für den sorgte im Februar 2004 (auch ohne
Ouvertüren-Dreingabe vor dem Schlussbild) von Anfang an Harnoncourt, der
einmal mehr seinem Ruf als akribischer, feinfühliger und aufwühlendster
aller Beethoven-Psychographen gerecht wurde. Kongenial Jürgen Flimms
blutvolle Regiekunst, die auch auf Zwischentöne achtet – wie beispielsweise
die Enttäuschung Marzellines im Befreiungsjubel. Angefangen vom
unverwüstlichen László Polgár über Alfred Muff (hier als Don Pizarro, 2008
als Rocco) bis zur mitreißenden Titelheldin Camilla Nylunds und einem Jonas
Kaufmann, der ganz offensichtlich schon Jahre vor seinem jetzigen Hype
tenoral auftrumpfen und glaubwürdig schauspielern konnte: Dieser "Fidelio"
geht unter die Haut.
2 Punkte (Haitink/Thalbach) 5 Punkte
(Harnoncourt/Flimm) |
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