Wiener Zeitung, 15.12.2015
Von Edwin Baumgartner
 
Die Oper mit dem Sheriff
Das ist wirklich eine krude Wild-West-Geschichte, die Giacomo Puccini im "Mädchen aus dem Goldenen Westen" auftischt: Liebe, Eifersucht - ganz normaler Puccini, gewiss, aber das vor dem Hintergrund von Saloon, Indianerwiegenlied, Revolvermannkriminalität und (gerade noch verhinderter) Lynchjustiz. Ein Klischee jagt das andere. Aber welch Musik! Nie hat Puccini Besseres geschrieben als in dieser herben, wild farbigen, modernen Partitur, die mit ihrer Kombination aus herber Harmonik und kantabler Deklamation das Modell für ein Jahrhundert US-amerikanische Opern abgibt. Franz Welser-Möst am Pult des Staatsopernorchesters: Man hat den Falschen ziehen lassen. Wie Welser-Möst aus den Philharmonikern diese aufgeraute Farbintensität herausholt und so ausbalanciert zwischen Dramatik und lyrischem Ausschwingen ist fulminant. Jonas Kaufmann und Nina Stemme - besser geht‘s nicht. Die Inszenierung von Marco Arturo Marelli erzählt ohne Kinkerlitzchen das Stück. Fabelhaft!






 
 
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