Meine kleine Zeitung

Mozart: La clemenza di Tito
Für seine letzte, 1791 in Prag uraufgeführte Oper "La Clemenza di Tito" hat Wolfgang Amadeus Mozart - höchstwahrscheinlich aus Zeitgründen - die Rezitative nicht selbst komponiert, sondern sie seinem Schüler Franz Xaver Süßmayr überlassen. Deshalb verzichtete Franz Welser-Möst bei der von ihm im April 2005 herausgebrachten "Titus"-Produktion an der Zürcher Oper gänzlich auf sie und lässt die Sänger die radikal gekürzten Texte als Dialoge sprechen. Eine Lösung, die nicht ganz zu überzeugen vermag.

Das gilt auch für die reichlich statische Inszenierung von Jonathan Miller im Einheitsbühnenbild von Isabella Bywater mit Kostümen aus dem Italien der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, die sich nur zur These aufschwingt, den Kaiser könnte eine homoerotische Beziehung mit seinem Freund Sextus verbinden. Bildregisseur Felix Breisach kann der sich mit Andeutungen begnügenden Inszenierung auch nicht auf die Sprünge helfen.

Unter Franz Welser-Mösts trotz des Hangs zu Tempoextremen auf Natürlichkeit zielender Stabführung bewährt sich ein hochrangiges Ensemble. Vesselina Kasarova erreicht zwar nicht ganz ihr Niveau der 2003 aufgezeichneten Salzburger "Titus"-Produktion, besticht aber dennoch als Sextus mit feinen Schattierungen. Eva Mei meistert mit ausdrucksstarker, aber nicht immer ganz intonationssicherer Bravour die Koloraturen der Vitellia. Jonas Kaufmann verleiht dem Titelhelden mit metallisch gefärbtem Tenor Profil.






 
 
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