Rondo Magazin. 30. März 2009
Michael Wersin
Madama Butterfly
Erich Leinsdorfs Einspielung von Puccinis "Butterfly" mit Leontyne Price ist eine der schönsten Aufnahmen dieses Werks in der Schallplattengeschichte, vor allem dank der phänomenalen Besetzung der Titelpartie: Wer könnte die Butterfly jemals inbrünstiger, verletzlicher, glühender und verzweifelter darstellen als damals Leontyne Price? Auch Angela Gheorghiu, die Butterfly der vorliegenden Aufnahme, kann dies nicht: Misst man ihre Leistung am Jahrhundertvorbild, dann bleiben einfach zu viele Wünsche offen, was unter anderem an kleinen stimmtechnischen Unvollkommenheiten (leicht verquollene oder verhangene Töne, Intonationsunreinheiten) liegt.

Dafür jedoch, und das ist wiederum der große Vorteil dieser Einspielung, gibt Jonas Kaufmann einen besseren Pinkerton als seinerzeit Richard Tucker unter Leinsdorf: Tucker klingt, obwohl belegtermaßen einer der größten Tenöre seiner Zeit, in dieser Aufnahme häufig eigenartig heiser und angestrengt, während Kaufmann – man staunt immer wieder darüber – nach wie vor mit der vollen Energie und Frische seiner noch jugendlichen Stimme erstaunliche Kraftakte vollbringt, ohne dabei jemals die stimmliche Fassung zu verlieren: Man höre im ersten Akt nur die großen Duettszenen mit Sharpless und Butterfly. Antonio Pappano liefert dazu hochglänzende, tiefenscharfe Opernklangfarbenvielfalt, spart nicht mit schmetterndem Blech und leidenschaftlich aufbrandenden Streicherwogen. Eine Aufnahme also, die bezüglich der Titelpartie durchaus Wünsche offen lässt, gegen dieses nicht zu unterschätzende Manko aber auf anderen Ebenen mit viel Feuer und Pfeffer anstürmt – hörenswert also, wenngleich nicht vollkommen befriedigend.






 
 
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