Bayern 4 Klassik, 17. März 2009
Von Volkmar Fischer
 
MADAMA BUTTERFLY
Da ist doch tatsächlich Geld genug zusammen gekommen, um noch einmal in Ruhe, über einen Zeitraum von zwei Wochen (Juli 2008), eine Oper des mainstream-Repertoires unter Studiobedingungen aufzunehmen! Die ewige Stadt war der Tatort: Sala Santa Cecilia, Auditorium Parco della Musica, Rom.
Mancher wird sich die Augen reiben, wenn er die Besetzungsliste dieser EMI-Produktion sieht: Angela Gheorghiu singt erstmals "Madama Butterfly", und an ihrer Seite steht nicht etwa Roberto Alagna, sondern Jonas Kaufmann! Bestätigt sich in diesem Moment etwa die alte Vermutung bzw. Befürchtung, dass die Dame langfristig mehr Kondition zeigen würde als der Herr Gemahl?

Die betörende Prachtstimme der Rumänin hat nichts von ihrem Reiz, nichts von ihrer Ausdrucksintensität verloren. Angela Gheorghiu macht sich die innere Entwicklung und Seelennöte der Titelfigur noch souveräner zueigen als in den Jahren 1998/2000 die Mimì bzw. Tosca. Und dass eine "reife" Frau die 15jährige Geisha Cho-Cho-San singt, ist in der Interpretationsgeschichte nicht neu.

Meister des italienischen Fachs

Jonas Kaufmann bewegt sich im italienischen Fach, wie man weiß, mit der Gewandtheit eines native-speakers. In diesem Fall richtet sich sein Ehrgeiz darauf, das "Weiche" im Wesen des skrupellosen Egomanen Pinkerton hervorzukehren - damit dessen Reue glaubhaft wird. Schade nur, dass man sich in den kleineren Rollen mit zweitklassigen Sängern zufrieden geben muss (Enkelejda Shkosa, Fabio Capitanucci). Immerhin haben Antonio Pappano und sein römischer Klangkörper zum Aufnahmezeitpunkt hörbar Heißhunger auf Puccini gehabt.






 
 
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